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Chrissis Ausrüstungstipps: Wie man sich bettet, so liegt man – Teil 2

Heute gibt es den zweiten Teil von Chrissis Ausrüstungstipp zum Thema warmes und bequemes Schlafen auf Fahrt. Diesmal geht’s um Schlafsäcke aus Daune oder Kunstfaser und deren Pflege.
Teil 1 des Ausrüstungstipps könnt ihr hier nachlesen.

Teil 2: Der richtige Schlafsack

Schlafsäcke gibt’s mit Daunen- oder Kunstfaserfüllung und in verschiedenen Schnitten, als Deckenschlafsack, Mumie oder Ei. Für unsere Zwecke kommt nur der Mumienschnitt in Betracht, denn wir wollen ja einen Schlafsack, der die Körperwärme schön in seiner Füllung festhält, und da ist es sinnvoll, wenn die Füllung möglichst nah am Körper liegt. Zu eng sollte er auch nicht geschnitten sein, denn man will ja weder die Füllung zusammenziehen, weil man wie eine Knackwurst in die Pelle eingeschweißt wurde, noch Beklemmungen ausstehen müssen.

Außerdem sollte der Schlafsack eine unserer Körpergröße angemessene Länge haben. Bauchschläfer brauchen dabei einen etwas längeren Schlafsack, weil sie beim Liegen die Füße runter klappen und dadurch länger werden. Am besten einfach im Geschäft Probe liegen. Schlafsäcke, deren Liegelänge etwa 10cm länger sind als die eigne Körpergröße, sind i.d.R. Recht passend. Weniger als 5cm und mehr als 20cm sollte der Schlafsack auf keinen Fall länger sein als die eigene Körpergröße. Er sollte sinnvollerweise  nicht mehr als 2kg wiegen (je weniger, desto besser) und in das untere Fach eines Trekkingrucksackes bequem reinpassen.

Achtet außerdem darauf, dass sich das Kopfloch soweit zuziehen lassen kann, dass nur noch eure Nase rausguckt. Sehr nützlich ist auch ein zusätzlicher Wärmekragen in Schulterhöhe, er verhindert das Eindringen von kalter Luft durch das Kopfloch.

Der Schlafsack sollte – als Allroundschlafsack – eine Komforttemperatur („t comf“) bis ca. -3°C haben. Der Wert ist eine standardisierte EU-Norm und bezieht sich auf eine „Standard-Frau“ (25 Jahre, 60 Kg, 1,60m), die gerade bei trockenem Wetter noch nicht friert. Männer können einen ca. 5° C weniger warmen Schlafsack wählen und frieren trotzdem nicht beim ersten leichten Frost. Von einer zusätzlichen Füllung im Fußbereich bei Frauenschlafsäcken halte ich nicht viel – lieber gleich ein paar Grad mehr Wärmeleistung wählen, das ist sinnvoller. Zu warm gibt es übrigens eigentlich nicht – so lange der Schlafsack einen Reißverschluss zum aufmachen hat.

Daune ist die deutlich bessere Qualität (der Schlafsack hat ein angenehmeres Klima, lebt sehr viel länger und ist bei gleicher Wärmeleistung kleiner und leichter).  Man sollte nur dann nicht zu einen Daunenschlafsack greifen, wenn man sehr oft ohne Zelt unterwegs ist,  eine Fahrt auch bei zwei Wochen Dauerregen durchzieht oder entweder in die Tropen oder die extreme Kälte fahren will. Daunen speichern nämlich als Naturmaterial immer ein bisschen Feuchtigkeit. Das ist unter normalen Bedingungen überhaupt kein Problem, weil man morgens nach dem Aufstehen einfach seinen Schlafsack ein paar Minuten zum Lüften hängen kann.

Auch wenn das mal zwei, drei Tage wegen Regen nicht möglich ist, ist alles noch im grünen Bereich. Doof wird’s, wenn das z.B. wegen Dauerregen mehrere Tage lang nicht geht oder die Luftfeuchtigkeit permanent so hoch ist, dass die Daunen beim Lüften eher noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Bei extremer Kälte tritt der Effekt deshalb ein, weil die eisige Außenluft keine Feuchtigkeit aufnehmen kann, und das eigene Schwitzwasser dann nur in der Füllung hängen bleiben kann. Ab einem bestimmten Punkt fangen dann die feuchten Daunen an zu klumpen und können nicht mehr isolieren. Der Schlafsack geht dabei nicht kaputt, aber man muss ihn dann erst mal wieder trocknen.

Wenn man häufig extremere Sachen vor hat, sind deshalb Kunstfasern die sicherere Wahl – die wärmen nämlich noch, wenn sie nass sind (obwohl es dann auch einen gewissen Wärmeverlust gibt). Das ist übrigens der Grund, warum ich für Wölflinge immer Kunstfaser empfehle – falls doch mal was daneben geht, liegt das Kind wenigstens noch einigermaßen warm, und der Schlafsack lässt sich etwas leichter waschen. Aber die allermeisten Bündischen werden mit einem Daunenschlafsack sicher sehr, sehr glücklich sein.

Übrigens: auch für Hausstaub-Allergiker ist ein hochwertiger Daunenschlafsack kein Problem. Die daunendichte, eng gewebte Schlafsackpelle verhindert nämlich auch, dass sich die Hausstaubmilbe einnistet, und damit haben Allergiker trotz Daune keine Beschwerden zu befürchten. 

Kunstfaser

Bei Kunstfaserschlafsäcken ist viel billiger Schund im Umlauf, deshalb geht auf jeden Fall in ein Fachgeschäft (Trekkingladen), dort gibt es eine ordentliche Qualität. Achtet eher auf die Verarbeitung als auf die Marke:  Gute Füllungen haben Fasern, die mit Silikon ummantelt sind, damit sie nicht ineinander verhaken und dann nicht mehr aufbauschen. Spiralfasern sind tendenziell besser als gerade, Fasern mit vielen Kanälen drin besser als welche mit wenigen, lange Fasern langlebiger als kurze. Ein Fachverkäufer kann euch genau sagen, was im Schlafsack drin steckt. Warme Schlafsäcke haben mehrere Lagen Kunstfaserfliese übereinander oder als Schindeln verarbeitet. Richtig teuer wird’s, wenn man Kunstfaser haben will und der Schlafsack trotzdem klein und leicht sein soll. Wem Größe und Gewicht relativ wurscht sind, kommt hingegen günstig weg.  Finger weg von Bundeswehr- und Supermarkt-Angeboten, die taugen nichts. Ehrlich.

Die Preise für Kunstfaserschlafsäcke variieren stark: zwischen etwa 70 Euro und 200,- Euro. Faustregel: Je kleiner und leichter, desto teurer.

Haltbarkeit: ca. 5 Jahre bei regelmäßigem Einsatz (alle Ferien), Mädels merken aber oft schon nach zwei Jahren einen Wärmeverlust, weil die Elastizität der Kunstfasern relativ schnell nachlässt.

Daune

Hier ist der Hersteller und die Verarbeitung ziemlich uninteressant – insofern ihr im Fachhandel einkauft – wichtig ist vor allem die Daunenqualität. Diese bemisst sich in der sogenannten Bauschkraft und dem Mischungsverhältnis aus Daune und Stützfederchen (Ob die Daune von einer Ente oder einer Gans stammt, ist übrigens zweitrangig. Gänse produzieren zwar prinzipiell die besseren Daunen, aber eine Ente vom Polarkreis hat natürlich trotzdem ein wärmeres Federkleid als eine Gans aus Algerien).

Die Bauschkraft macht einfach eine Aussage über die Fluffigkeit der Daunen, und hier gilt prinzipiell: je höher, desto besser, denn fluffigere Daunen speichern mehr Wärme, und dann braucht man weniger davon für die gleiche Wärmeleistung, d.h. der Schlafsack wird kleiner und leichter. Allerdings werden die Daunen mit höherer Bauschkraft auch immer empfindlicher und weniger langlebig, was für uns Halstuchträger ja auch immer in Betracht zu ziehen ist. Für unsere Zwecke hat sich daher eine Bauschkraft zwischen 600-750 cuin (Kubikinches) bewährt – weniger wird zu schwer, mehr zu empfindlich.

Für das Mischungsverhältnis hat sich eine Mischung zwischen 80/20 und 90/10 (die erste Zahl gibt den Prozentsatz Daune an, die zweite die Stützfederchen) bewährt. Es gibt durchaus auch Mischungen mit noch weniger Stützfederchen (=Schlafsack wird wieder mal kleiner und leichter bei gleicher Wärmeleistung), aber die Stützfederchen sind überhaupt nur wegen der Stabilisation der Daunen drin. Wenn’s zu wenige werden, sinkt mal wieder die Lebenserwartung des Schlafsacks, werden’s mehr, kriegt die Penntüte ein Packmaß und Gewicht wie ein Kunstfasersack – und  das will man ja eigentlich mit dem Daunenschlafsack deutlich unterbieten.

Also: Wenn ein Schlafsack mehr Daune der gleichen Qualität (Bauschkraft und Mischungsverhältnis) drin hat, ist er automatisch wärmer. Je nach Bauschkraft, Daunenanteil und Menge an Daune schwanken die Preise stark und liegen zwischen ca. 190 und 400 EUR. Daunenschlafsäcke sind deutlich teurer als Kunstfaser, halten dafür aber auch sehr lange (mindestens 10 Jahre bei guter Pflege, und dann kann man sie wieder waschen und auffüllen lassen, und weiter geht’s ).

Fazit Nr. 3: Mit Daunen gefüllte Mumien können ruhig ein paar Grad wärmer sein, als man denkt. ;)

 

Aufbewahrung und Pflege

Wenn Schlafsäcke nicht in einer Affenrolle, sondern in ihrem Transportsack herumgetragen werden, sollte man sie mit dem Fußende zuerst einfach in den Sack hinein stopfen und bloß nicht vorher aufrollen. Wenn ihr sie neu gekauft aus dem Sack nehmt, sind sie zwar aufgerollt, das wird aber nur deshalb gemacht, weil Verpackungsmaschinen besser rollen als stopfen können. Auf Dauer schädigt wiederholtes Aufrollen die Füllung, weil der Schlafsack dabei immer wieder an den gleichen Stellen zusammengedrückt wird. Beim Stopfen verteilt sich der Druck jedes mal anders, das schont die Füllung. Außerdem geht es viel einfacher.

Sowohl Daunen- wie auch Kunstfaserschlafsäcke mögen es sehr, auf Fahrt täglich gelüftet und aufgeschüttelt zu werden!

Zu Hause sollte der Schlafsack nicht in seinem Transportsack bleiben, sondern möglichst offen und liegend z.B. unter dem Bett gelagert werden, um die Füllung zu schonen. Daunenschlafsäcke kommen oft mit einem zusätzlichen Aufbewahrungssack – den kann man dafür ruhig nutzen, ein großer Kopfkissenbezug tut’s aber auch.

Da der eigene Körperschweiß die Silikonisierung der Kunstfasern angreift, müssen Kunstfaserschlafsäcke einigermaßen regelmäßig (d.h. ca. 1x im Jahr bei durchschnittlicher Pfadfinderbenutzung) gewaschen werden. Ihr braucht dazu allerdings eine 7kg Waschmaschine für Großfamilien. Die normale 5kg Familienwaschmaschine ist schnell überfordert, wenn der Schlafsack sich beim Waschen mit Wasser vollsaugt und dabei ein Vielfaches seines Eigengewichtes gewinnt. Er kann damit glatt die Waschmaschine zerhauen (was ich schon geschafft habe – meine Mutter war nur mäßig begeistert). Falls ihr – wie die meisten Menschen – so was nicht zu Hause habt, nehmt euch ein gutes Buch und ein Wollwaschmittel mit und geht für die Schlafsackwäsche in einen Waschsalon (Wollwaschgang einschalten). Das ist deutlich billiger als eine Waschmaschinenreperatur.

Daunenschlafsäcke mögen es nicht besonders, in der Maschine gewaschen zu werden. Lüftet sie regelmäßig und verwendet ein dünnes Inlett, das ist leicht zu waschen. Wenn dann doch endlich der Schlafsack unerträglich stinkt (oder euch jemand drüber gekotzt hat, wie das mir grade passiert ist), gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, ihr wascht ihn per Hand im kalten Wasser in der Badewanne. Das ist zeitaufwendig und extrem schweißtreibend, und man muss mindestens drei Waschgänge machen, bis man das Daunenwaschmittel wieder raus hat. Die andere Alternative: bringt ihn in den Trekkingladen eures Vertrauens und lasst ihn zur Wäsche einschicken (kostet ca. 25 EUR). Falls er bis dahin schon Wärmeleistung verloren haben sollte, kann man ihn dabei auch nachfüllen lassen (kostet dann ca. 60 EUR – lohnt sich aber).

Nach der Wäsche kommt der Schlafsack (egal was drin ist) auf den Wäscheständer und wird während des Trocknungsvorgangs regelmäßig aufgeschüttelt. Falls ihr einen Trockner habt, könnt ihr ihn auch dort bei lauwarmer Luft ganz langsam im Schontrockengang trocknen lassen. Auf beide Weisen kriegt man übrigens auch einen mit Feuchtigkeit vollgesogenen Daunenschlafsack wieder fit.

Fazit Nr. 4: Pflege deinen Schlafsack wie dich selbst!

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Chrissi stammt aus dem VCP Gau Tronje und arbeitet hauptberuflich für den BdP Berlin-Brandenburg. Sie hat in ihrem Leben schon lauter komische Jobs gemacht, darunter neun Jahre Trekking-Fachverkäuferin in einem größeren Outdoor-Laden, von wo eine gewisse Ausrüstungsaffinität und -expertise stammt. Sie schreibt die Rubrik "Chrissis Ausrüstungstipps".

3 Kommentare zu Chrissis Ausrüstungstipps: Wie man sich bettet, so liegt man – Teil 2

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