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Asienfahrt – Fünfte Passage

Myanmar & Thailand

Mit etwas Verspätung seitens der Redaktion gibt’s wieder was zu Lesen von den beiden Weltreisenden. Viel Spaß!

Fortsetzung von Asienfahrt – Vierte Passage

Uiuiuiui… 2016… Jetzt steht im Fahrtentagebuch wieder sicherlich wochenlang das falsche Datum durchgestrichen neben dem richtigen. Ein Elend mit den Jahreswechseln. Doch das greift etwas vorweg! Seit der letzten Passage ist doch wieder einiges geschehen.

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Zunächst war es recht schwierig sich von Chiang Khong loszureißen. Wie gewohnt funkte mal wieder einer der fahrbaren Untersätze dazwischen: Kolbenring gebrochen, ein Tag Aufenthalt. Der aufkommenden Dunkelheit war es dann geschuldet, dass zwei Tage daraus wurden. Doch was keiner auf der Rechnung hatte war die „Mekong School on Local Knowledge“. Was mit ‘ner Tüte Müll abgeben begann, endete in einem dritten Tag Chiang Khong. Wieso? Weil in dem Projekt, das sich hinter diesem drögen Namen versteckt, ziemlich coole Leute ziemlich coole Sachen machen. Auf Spendenbasis wird hier aus Bambushütten ein Lernzentrum errichtet, um bei den Bewohnern der Mekong-Region (Nord-Ost-Thailand) das Bewusstsein für ihre Umwelt und der Bedeutung für den Alltag von Mensch und Tier zu schärfen. Was in Deutschland sicher nur der Interessierte mitbekommt: Die Chinesen errichteten am Oberlauf des Mekong zahlreiche Dämme und weitere befinden sich in Aufbau oder Planung. Die natürlichen Gezeiten des Mekong (Trocken- und Regenzeit) sind dadurch völlig durcheinander gewirbelt. Die Durchschnittstemperatur steigt, was den Bewohnern im Mekong nicht sonderlich gut bekommt. Dass Fische schlecht 200m hohe Staudammwände hochlatschen können, erschließt sich ebenfalls. Die einzige Geldquelle der Schule neben Spenden ist der Verkauf von Merchandising. Stolz prangen nun „The Mekong is not for sale“ und „Justice for the Mekong“ auf der Brust unserer Asienfahrer. Zur Eröffnung der Schule wenige Tage später war noch einiges zu tun und Hilfe wurde gerne entgegengenommen: Beton mischen, Klohäuschen verputzen, Bambus füllen und Hütten bauen. Doch das Angebot als Vorband beim Festakt aufzutreten, musste leider ausgeschlagen werden. So viel Zeit bleibt einfach nicht. Aber wie cool wäre das denn gewesen…

Die Grenze zu Myanmar bei Mae Sei ist ein geschäftiges Örtchen. Der Grenzbeamte hat auch grundsätzlich gute Nachrichten: Man darf über die Grenze, sogar mit Motorrad! Allerdings braucht man ein Visum aus Chiang Mai und mit dem Moped ist nach 2 km am Checkpoint Schluss. Hmm… Also doch lieber per Bus nach Myanmar? Aber allein die Möglichkeit dieser Tage nach Myanmar zu kommen ist grandios.

Auf dem Weg nach Chiang Mai wohnt ein Mann. Ein großer Mann. Hermann aka „Herman the German“. Er wohnt seit 6 Jahren hier und ist unter Moped-Piloten landesweit bekannt. Ein Besuch seiner Chill-Bar in Phrao lohnt sich immer um z.B. einen Schwank vom thailändischen Zoll zu hören.

Chiang Mai selbst ist hauptsächlich groß. Eine ganz spannende, wuselige Stadt zwar, doch den Liebhaber von Berg und Tal zieht es eher weiter Richtung Nordwesten. Auch so Scherze wie Elefantenbaden mit ausgemusterten Holzrücke-Elefanten für 100$ klingt suboptimal, sowohl was das Tierwohl als auch den Geldbeutel angeht. Doch wie das Leben immer so spielt, macht dem baldigen Aufbruch ein Getriebe und eine Nockenwelle den Garaus. Doch Mietmopeds machen dann doch den Aufbruch gen Pai möglich.

Pai selber ist ein zufällig von der Tourismusindustrie ausgewähltes Dorf in den Bergen. Von dem Dorf selbst ist wenig übrig. Es gibt Wasserfälle wie überall. Es gibt schöne Tempel, aber eben auch wie überall. Und ziemlich viele besoffene Engländer.

Spannender sind dann schon die Aussichtspunkte direkt an der Straße. An so einem Panorama fährt man nicht einfach vorbei. Grüne Berge so weit das Auge reicht. Sonnenauf- und Untergangspanorama par excellence, vor allem wenn im Morgengrauen der Nebel in den Tälern steht.

Absolutes Highlight des unter Moped-Piloten berühmten „Pai-Loops“ ist die Mae-Lana-Höhle. Mit einer Länge von 12 km ist sie die längste Höhle Thailands. Ach Asiens! Vielleicht sogar der ganzen Welt! Ein Fluss fließt durch die Höhle, weshalb man, wenn man sich zu fein ist, seine Lederstiefel durchzuweichen, 5 Stunden barfuß durch die Höhle bis zu einem Wasserfall laufen darf. So eine Dusche hatten wohl noch nicht viele Leute: Kilometertief unterm Berg in tiefster Dunkelheit unter wunderbar geschwungenen Kalkterassen.

Die Grenze und somit Myanmar naht. 40 km nördlich von Mae Sot, der thailändischen Grenzstadt ist die Grenze zum vom Militär gebeutelten Nachbarn grün. Man sieht tausende Hütten von Flüchtlingen. Alle 500m sitzt ein uniformierter und bewaffneter Thailänder. Europäische Motorradfahrer bleiben unbehelligt.

Ein weiteres Getriebe und zwei Kupplungen bleiben beim Custom-Bike-Schrauber in Thailand, die Reise geht erst zu Fuß über die Friendship Bridge und dann per Public Transport weiter. Die schönen Ecken Myanmars sind ohnehin zu weit auseinander, um sie selbst mit Fake-Honda-Schrott zu erfahren. Auf dieser Friendship Bridge ist der Wechsel von Links- auf Rechtsverkehr leider nicht berücksichtigt, sieht von der Fußgängerspur aus ganz witzig chaotisch aus.

Einen Nachtbus später findet man sich in Bagan wieder. Hier standen mal 4000 Pagoden, von denen es bis heute noch 2000 gibt. Pagoden? Das sind – zumindest in Bagan – überwiegend backsteinfarbene Bauwerke, in denen mindestens eine Buddha-Statue steht, sitzt oder liegt. Die prunkvolleren Pagoden sind auch mal weiß oder golden. Auf die ganz großen kann man klettern und einen traumhaften Sonnenauf- oder untergang über der Ebene erleben. Für 320$ kann man auch im Morgengrauen eine 40 minütige Ballonfahrt machen. Aber das deutlich schönere Fotomotiv sind die Ballons, wie sie über dem Pagodenfeld aufsteigen.

Der asiatischen Kopiermaschinerie ist leider auch ein badisches Bauwerk zum Opfer gefallen, mal sehen wer das deutsche Original errät: Auf einem einzeln vor einer Bergekette stehenden Felsen steht ein Kloster, auf dem Mount Popa. Die dunkle Silhouette im Sonnenuntergang lässt es wie eine Burg aussehen. Vom Hügel aus hat mein eine traumhafte Aussicht auf die sich darunter öffnende Ebene. Soweit die Gemeinsamkeiten. Den Inhalt seiner Hosentaschen muss man im Auge behalten, denn hunderte Affen leben hier. Eher unbeachtet von den menschlichen Bewohnern. Im schlimmsten Fall mit der Zwille abgeschossen, führen sie mutmaßlich kein besonders schönes Leben hier.

Der Inle Lake liegt 300 km weiter im Osten, oder anders gesagt eine Nacht im rumpeligen Minivan. Aber für quasi umsonst. Busfahren ist spottbillig in Myanmar. Am Lake fischen Fischer seit Jahrhunderten auf eigentümliche Weise. Um die Hände für ihren mannshohen Köcher frei zu haben, rudern sie mit den Füßen! Sieht nicht so unbeholfen aus, wie es klingt.

Der See selbst liegt in einer bergigen Region. Man braucht zwar leider einen Guide, aber der Weg nach Kalaw lohnt sich. Man durchquert hektarweise Felder aus Chillis, Senf oder Ingwer. Und das auf mal rotbrauner, mal kalkweisser Erde. Ochsenkarren sind der einzige Verkehrsteilnehmer, von dem man in einen ernsthaften Unfall verwickelt werden kann.

Die in Thailand erworbene Straßenkarte von Myanmar hat neben einer Legende auch noch einige Hochglanzfotos von Sehenswürdigkeiten zu bieten. Tempel und Buddhas (auch mal 70m lange, liegende Buddhas in Bago) hat man zur Genüge gesehen. Berge und Seen waren auch dabei. Also bleibt noch das Meer: Die Andaman-See im Süden. 20 Stunden Busfahrt entfernt liegt also das nächste und letzte Ziel in diesem sich rapide entwickelnden Land.

In Myeik darf man seit dem 1.1.2016 als Touri auf einige der 800 Inseln. Gut also, dass Silvester von den Asienfahrern unspelktakulär im Nachtbus hierhin verbracht wurde. So werden sie vom 3. auf den 4. Januar 2016 Teil der ersten Touristengruppe mit Übernachtung auf Marcus Island. Man fühlt sich wie der junge Thomas Cook. Hier gibt es außer einer dort lebenden Fischerfamilie und ihrer Hütte nichts. Abgesehen von dem Traumstrand auf der Ostseite und schroffen Felsen mit super Schnorchelmöglichkeiten auf der anderen Seite. Dem Autor fehlen die sprachlichen Mitteln ein ausreichend beeindruckendes Bild von der Szenerie zu malen, der Leser muss sich wohl selbst davon überzeugen.

Um den letzten verbleibenden Atem zu rauben, wird ein letzter Spontanstopp eingelegt: Nabule Beach nördlich von Dawei. 40 km Strand, drei Palmen, eine Hütte, fünf Fischerboote und zwei Asienfahrer. Das war’s! Kein Touri, kein Einheimischer, kein gar nix. Nur der weite Ozean. Man fühlt sich als könne man bis nach Indien gucken.

Puh, Myanmar ist tatsächlich zu schön, um nur knappe 13 Tage hier zu verbringen. Doch der Süden von Laos und der Tauchkurs in Kambodscha warten. Die Mopeds werden auch nicht zuverlässiger. Also geht’s wieder auf nach Osten!

Die Reisetipps dieser Ausgabe:

  • Mekong School on Local Knowledge, Chiang Khong, Thailand
  • Hermanns Chill-Bar, Phrao, Thailand
  • Mae-Lana-Höhle nordwestlich von Pai
  • Die Pagoden von Bagan
  • Bootstour auf dem Inle Lake
  • Mergui-Archipel

Gut Pfad

Olli & Wooki

Sippe Assapan, Stamm Treverer, Pfadfinderschaft Süddeutschland, DPV

 

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2 Kommentare zu Asienfahrt – Fünfte Passage

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