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Asienfahrt – Zweite Passage – Ulan Bator bis Karakorum

Hier folgt die Fortsetzung von Asienfahrt – Erste Passage, viel Spaß beim Lesen!

Ein kleines Guesthouse direkt im Zentrum von Ulan Bator ist der Ort zum Ausruhen von den vier Wochen in der Mongolei, Kräfte tanken und Material reparieren, Gedanken und Erinnerungen sortieren und auf Neues gefasst machen.

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German Döner in Ulan Bator

Nach dem Aufenthalt in Sukhbataar galt der erste Besuch dem kleinen Bruder des Baikal, dem im Norden der Mongolei gelegenen Khuvsgulsee. Wir wollten dort wandern gehen. Das Wasser scheint noch klarer zu sein. Selbst von einem Pfad 50m über der Seeoberfläche lassen sich die Steine auf dem Grund des Sees erkennen. Die 40cm Neuschnee, auf den teils kahlen felsigen Hügeln, teils an den Bäumen zerrend, verwandeln die Landschaft Ende September in eine fast unwirklich wirkende Erscheinung für einen Mitteleuropäer. Für die beiden im Linienbus aufgegabelten Inder war es sogar der erste Schnee ihres Lebens!

Wenn nette Mongolen dich aus dem Auto anquatschen, ist das meistens gut. In diesem Fall flog uns so ein Lift zum Ausgangsörtchen Hatgal inklusive einem Tag Pferdereiten zu. Mongolisch Pferde sehen irgendwie klein aus unter deutschen Hintern, aber Spaß machte es trotzdem. Am Ende sprang beim Pferdemann sogar noch eine Gratisnacht im Garten raus.

Wie so oft auf dieser Reise muss auch hier irgendwann lebe wohl gesagt werden. Doch einer der nächste Abstecher geht über Ulan Bator in die Südgobi, genauer gesagt Dalanzadgad. Nachdem die örtlichen Taxifahrer und deren überteuerten Angebote am Vorabend mehrfach abgeschmettert werden konnten, bringt die Leiterin des Learning Centers uns ins ca. 35 km entfernte Eagle Valley. Ein wenig Schnee findet sich da auch noch.

Und zwei Chinesen mit Sowjet-Bus, die von einer Englisch sprechenden Guidin und ihrem Fahrer bemuttert werden. In bekannt charmanter Art wird so die Reise zur größten Sanddüne des Universums und den Flaming Cliffs, einer rote Sandsteinformation, die im Sonnenuntergang richtig in Szene gesetzt wird, arrangiert. Soll heißen lieb gefragt, ob man für kleines Geld nicht vielleicht ein Stück mitfahren kann. Und das war der erste Streich.

Kein Mensch weiß zwar, wie diese riesen Sandhaufen da überhaupt hinkommen, aber sie bieten ein atemberaubendes Motiv im Schummerlicht des ausklingenden oder emporsteigenden Tages. Der einsetzenden Nachtfrost macht es etwas einfacher auf der Schattenseite der Düne aufzusteigen, aber es ist immer noch eine Sisyphusarbeit.

Es ist jeden Abend auf’s Neue ein Schauspiel, wie der Fahrer ausschließlich mit Schraubendreher bewaffnet seinen Bus zerlegt und morgens wieder zusammen hat! Fachleute eben.

Die Flaming Cliffs boten leider nicht viel mehr als ein wunderbares Fotomotiv. Die geplanten zwei Tage Aufenthalt zum Wandern wurden also kurzerhand verworfen und die Weiterreise wieder auf wundersame Art bewerkstelligt: Die Englisch sprechende Guidin macht’s möglich, sich einfach bei der nächsten Touritour – gleicher Sowjet-Bus, nur ohne Dolmetscher – bestehend aus drei Franzosen und einem Brasilianer, anzuschließen. Das so gewonnene Zusatzprogramm bot zusätzlich den Besuch der kleinen Cousinen der Riesendüne im Westen der Flaming Cliffs und eine Nacht in einer traditionellen Ger im absoluten Nichts. Wirklich! Nichts in 25 km Umkreis, nur Abermillionen Sterne und der in Deutschland seltene Anblick der Milchstraße.

Nach einem Tramptag auf Mongolian Highways soll eine Nacht im Industriegürtel von Ulan Bator im Schutz der Ladefläche eines offenen LKW-Anhängers die letzte Etappe in der Mongolei einleiten: Der Besuch der ehemaligen Hauptstadt Karakorum. Zu Zeiten Dschingis Khans eine blühende Metropole ist es heute nur noch eine eher unbedeutende Siedlung. Zunächst brachte das Tramperglück in Form von Captain Babi (viersitziger Hyundai-Irgendwas), dem Klopapiermann (ein uralter, notdürftig zusammengeschweißter KIA-Truck) und einem Gemischtwarenhändler sehr langsame aber immerhin 350 km ins Nirgendwo westlich von Ulan Bator zustande. Die restlichen 15 km waren kaum der Rede wert. Es lohnte sich jeder Meter des Weges zu dem alten buddhistischen Kloster, welches auf den Resten der ehemaligen Hauptstadt errichtet wurde.  Durch das Vortragen zweier Fahrtenlieder kann man sich auch das Eintrittsgeld sparen, sodass die Führung durch die Tempel für uns kostenlos war. Die mongolische Mischung aus Buddhismus und Schamanismus ist voller Rituale, mystischer Figuren, dem stetigen Kampf von Gut gegen Böse, einfach wahnsinnig spannend und einen Besuch wert!

Die Rückkehr nach Ulan Bator und stellvertretend der gesamte mongolische öffentliche Personenfernverkehr zwischen den größeren Städten allein ist schon Abendteuer genug. Neben zehn Personen mehr als der Bus Sitzplätze hat sind 20 (undichte) Kanister Yakmilch, Teppichrollen, Gemüsesäcke und zusammengeklebte Kartons unbekannten Inhalts in jedem vernünftigen Reisebus auf mongolischen Straßen anzutreffen. Dazu gibt’s mongolische Volksmusik und mitsamt visueller Untermalung, bestehend aus den immer gleichen Videos von Pferden, reitenden Männern und Milch trinkenden Frauen in Endlosschleife.

Doch auch die längste Busfahrt hat auch mal ein Ende, und so steht der Weiterreise nach China nun nichts mehr im Weg.

Also auf, schaut’s Euch selbst an!

Der Reisetipp dieser Ausgabe: TAIGA Guesthouse im Stadtzentrum von Ulan Bator.

 

Beste Gruesse und Gut Pfad,

Olli & Wooki

Sippe Assapan, Stamm Treverer, Pfadfinderschaft Sueddeutschland, DPV

 

Von:

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Ein Kommentar zu Asienfahrt – Zweite Passage – Ulan Bator bis Karakorum

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