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„Schlaft ihr auch bei Regen in euren Zelten ohne Boden?!“ – über Elternarbeit

Seit dreieinhalb Jahren ist Helena aus dem VCP Trier jetzt schon Sippenführerin einer Mädchensippe. Bei ihrer Planung für Gruppenstunde, Fahrt und Lager machte sie immer wieder gute Erfahrungen mit Elternarbeit, über die sie heute für’s Schwarzzeltvolk berichtet.

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Die Elternarbeit ist leider ein Thema, was von den meisten Stammes- und Sippenführern kaum behandelt oder sehr ungern gemacht wird, weil sie nicht wissen wie sie es angehen sollen oder sich nicht trauen auf die Eltern zu zugehen. Dabei ist es, meines Erachtens, eines der wichtigsten Themen in der Stammesarbeit. Hat man nämlich das Vertrauen der Eltern, ist es viel einfacher die Kinder mit auf die Lager zu nehmen und auch in schwierigen Situationen kostet es nicht so viel Überwindung sich an die Eltern zu wenden.

Aktionen um die Elternarbeit zu fördern sind auf jeden Fall Elternabende, Briefe aber auch z.B. ein gemeinsamer Grillabend mit den Pfadis.

Natürlich ist man vor dem ersten Elternabend aufgeregt, aber das gehört einfach dazu und wenn man gut vorbereitet ist und nicht alleine aus dem Stamm da sitzt, kann einem eigentlich nichts mehr passieren. Ich finde es auch ganz wichtig, dass die Eltern immer alle Informationen auf einem Zettel bekommen.  So können sie alles nochmal nachlesen, denn die Kinder vergessen ja auch schnell mal wichtige Zusatzinformationen. Auf dem Zettel sollten noch mal alle wichtigen Informationen zusammengefasst werden, vielleicht bei einer längeren Fahrt auch das Programm.Am wichtigsten ist, dass sie eine Adresse/Handynummer bekommen unter der sich euch erreichen können.  So sind die Eltern kurz und kompakt informiert und wissen auch wen sie ansprechen können wenn sich Fragen stellen.

Ich persönlich hab eigentlich nur positive Erfahrung mit Elternarbeit gemacht. Wir, meine Mitsippenführerin und ich, haben in der Sippe von Anfang an Sippenelternabende in einem gemütlichen Rahmen mit Kuchen und Tee gemacht. So haben die Eltern einen guten Einblick in unsere Sippenarbeit bekommen und uns auch immer direkt gefragt wenn ihnen was unklar war.

Natürlich kann es auch manchmal lange Gespräche und Diskussionen geben. Wir haben dann immer versucht uns die Bedenken anzuhören und versucht ihnen alles zu erklären. Wichtig ist, dass man sich schon vorher überlegt, in wie weit man koorperativ ist, Kompromisse eingeht und in wie weit man aber auch das „Programm“ durchzieht, weil es zum Beispiel ohne nicht mehr den pfadfinderischen Zielen entspräche.

Es ist ein Abwägen zwischen dem Verständnis für die Sorgen der Eltern und einem Nachdruck für die eigenen Bedürfnisse und Entscheidungsfreiheit. Zum Beispiel kam da oft die Frage „schlaft ihr auch bei Regen in euren Zelten, so ganz ohne Boden?“, die man dann selbstbewusst und argumentativ angehen muss, die aber auch kein unlösbares Problem für die Eltern darstellen muss.

Ich denke, die vielen Gespräche und Elternabende am Anfang haben sich gelohnt. Die Eltern unserer Sippe vertrauen uns und sind glücklich, dass es den Kindern bei uns gut geht. Sie wissen aber auch, dass wir uns melden, wenn etwas passiert oder wir Unterstützung brauchen. Die Gemeinsamkeit macht’s. So können wir im Sommer mit unseren 10 Sippis eine Abschlussfahrt in die Schweiz machen und haben die Eltern informieren was wir vorhaben und hoffen, dass sie uns ihre Kinder auch für  diese größere Fahrt anvertrauen.

Mein Fazit ist, dass man sich von Elternarbeit nicht abschrecken lassen soll. Es ist auch für die Sippe sehr wichtig, da die Sippis eher bleiben wenn die Eltern euch kennen und ihre Kinder auch motivieren dabei zu bleiben. Aber auch ihr werdet dadurch motiviert, denn wenn euch die Eltern kennen, sprechen sie auch gerne mal ein Lob aus. Also traut euch! Ihr werdet merken es ist ganz einfach!

Viel Erfolg, Grüße und Gut Pfad

Helena

Wie sind eure Erfahrungen mit Elternarbeit? Schreibt es uns in die Kommentare. (Anm. d. Red.)

Von:

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7 Kommentare zu „Schlaft ihr auch bei Regen in euren Zelten ohne Boden?!“ – über Elternarbeit

  • Meine Erfahrungen sind auch nur positiv und je transparenter man macht, was man tut, desto mehr kann man mit den Sippis unternehmen.

    Es gibt da bei mir auch so ein paar Lieblingsanekdoten, wie z.B. folgendes Telefongespräch mit einer Mutter vor der ersten (Wander-)Fahrt meiner ehemaligen Sippe im März auf dem Rheinsteig:

    -Mutter: Braucht sie denn keinen Fön?

    -Ich: Nein, den braucht sie nicht.

    -Mutter: Und was macht sie dann nach dem Duschen bei dem Wetter?

    -Ich: Na ja, wir wandern und schlafen jeden Tag woanders, da kann man nicht duschen. Aber wir werden schauen, dass wir uns regelmäßig waschen.

    -Mutter: Ach so.
    (überlegt kurz)
    Und was ist mit Hausschuhen?

    ;D

    Immer schön geduldig sein und nicht vergessen, wie fremd unsere Welt Außedenstehenden sein kann.

    HeGuPf,
    upsi

  • Philipp sagte:

    Elternarbeit kann beides sein: schön und schrecklich. Manchmal sogar zugleich.

    Wenn ich zurück denke, wie schwer es war mit manchen Eltern überhaupt ins Gespräch zu kommen.. Die sind keiner Einladung gefolgt, haben sich immer so kurz wie möglich gehalten, wenn ich ihnen über den Weg gelaufen bin und so weiter. Solange sie die Arbeit dann nicht sabotierten, konnte ich damit leben. Aber es gab dann auch den Vater der selbst beschlossen hat, auf die nächste Fahrt mit zu kommen (er war ja mal selber Sippenführer). Ihn davon ab zu bringen war dann schon ein ordentliches Stück Arbeit. Oder die Eltern die fast durchgedreht sind, als wir ihr Kind das fast nie dabei war nicht mit auf Großfahrt nehmen wollten.

    Auf der anderen Seite gab es die Eltern die mich wunderbar unterstützt haben und mir blind vertraut haben. Da war das einzige „Problem“ das meine Zeit begrenzt war und ich zwar auch gerne mal auf einen Schwatz reinkommen wollte, aber leider nicht eine Stunde pro Elternteil übrig hatte. Das war aber eher ein kleines Problem. Mit einer Mutter am Wohnzimmertisch wurde sogar die eigentlich geplatzte Großfahrt noch gerettet.

    Im Rückblick habe ich die Elternarbeit sowohl gehasst als auch sehr gern gemocht. Es kam halt auf die Eltern an. Glücklicherweise sind die angenehmen Sipplinge mit den unkomplizierten Eltern übrig geblieben.

    • Ich hab auch schon Sippenführer sagen hören, dass es gar nicht so wichtig sei, ob das Kind kompliziert ist. Viel wichtiger sei, dass die Eltern mitmachen.

  • „Damals“ haben wir vor der ersten SoFa einen Elternabend in einer Waldhütte abgehalten. Dort haben wir über unser Vorhaben (Wanderung über die Schwäbische Alb) informiert, auf einem Infoblatt alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände und „unsere“ Verhaltensweisen aufgeführt. Ansonsten haben wir die Eltern meist in Ruhe gelassen – und sie uns auch.
    Ein Elternabend haben wir nicht mehr durchgeführt – vor jeder größeren Fahrt gab es den Elternbrief, der hat wohl ausgereicht, um sämtliche Fragen zu beantworten.
    Das ist aber alles schon 25 Jahre her und manches war scheinbar einfacher ;)

  • Elternarbeit hat mir noch nie Nachteile gebracht!
    Schwierige Eltern (weitaus anstrengender als „schwierige Kinder“) kommen so oder so auf einen zu, dem kann mit-ohne Elternarbeit auch nicht entkommen ;)
    Elternbriefe und wie man was darin schreibt sind ja noch alltägliches Leiterausbildungs-Material, aber Elternabende, da scheut sich der ein oder die andere ja doch vor – verständlicherweise!
    Aber auch das ist nichts was man nicht durch Vorbereitung im Leitungsteam und vllt. mit Unterstützung eines erfahreneren Leiters geschaukelt kriegt.
    Unser Problem sind eher die fehlende Bereitschaft von Eltern zu soclhen Terminen wie Elternabenden zu kommen. Da hat man dann auch schnell keine Lust mehr, was Schönes vorzubereiten.
    Manchmal ärger ich mich, dass die sich so drum drücken uns die angemessene Anerkennung zu geben …

  • Meine beiden Töchter sind Pfadis und auch ich als Vater bin ebenfalls aktiver VCP’ler. Ich betrachte die Sache also von beiden Seiten.
    Es war wirklich nicht einfach, auch für mich, als meine Tochter mit anderen Stämmen zusammen eine Woche zum A-Kurs gefahren ist und jede Nacht bei minus 6 Grad gezeltet hat, tagsüber waren es immer um den Gefrierpunkt und der Haijk dauerte 3 Tage. Da heißt es nur Augen zu und durch….
    Bei unserem Stamm gibt es keine Elternabende vor Lagern, Infos werden per Mail verteilt und wer Fragen hat kann auch gerne anrufen. Das macht alles unkomplizierter. Weitere Infos gibt’s auf der Homepage und damit fahren wir immer bestens.

  • Guter Artikel, seh ich ähnlich! Elternabende haben gerade was komplizierte Eltern angeht einen weiteren riesigen Vorteil:
    Die ANDEREN Eltern werden sich (nach meiner Erfahrung) auf die Seite des Stammes stellen.
    Die sagen auch direkt und undiplomatisch Dinge, die man selber so nicht formulieren würde.

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