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Ich hasse packen!

Im Ernst. Ich hasse packen wirklich.

Leider muss ich jedesmal packen wenn ich wegfahre. Aber es ist immer das Gleiche: Ich kann mich noch so sehr auf die Fahrt freuen, die zwei – drei Tage vorher fällt mir immer genug ein, warum ich eigentlich gar keine Lust habe wegzufahren. Das Gefühl schleicht sich immer irgendwie ein. Zum Beispiel fällt mir dann ein, dass das Wetter ja bestimmt grausig wird. Egal ob zu heiß, zu kalt, zu regnerisch, irgendetwas was man grad nicht gebrauchen kann ist immer dabei. Danach fällt mir dann ein, dass die Leute vielleicht nicht so gut zusammen passen, dass es Streit geben könnte und das wir am Ende alle nie wieder zusammen wegfahren wollen. Oder das wenn wir versuchen zu trampen, dass wir bestimmt entführt werden, bei der Heimreise mit dem Flugzeug abstürzen, krank werden oder sowieso alle irgendwie nur noch in Kisten zurückkommen. Egal was kommt, wenn es nur nach meinem Kopf gehen würde, lohnt es sich einfach nicht zu fahren. Gibt es vielleicht einen Arzt der mir chronische Reiseangst in irgendeine Akte schreibt? Oh nein! Dann fahre ich ja nie mehr weg.

In meinem Kopf fangen dann aber auch andere Dinge an, die mich irgendwie daheim halten wollen. Mein Schrank zum Beispiel: Ich habe das Gefühl, dass er mir immer die besten Sachen vor meine Füße schmeißt wenn ich ihn aufmache. Ein Sommerkleidchen hier, ein tolles Oberteil da.
Nein! Ich kann doch nicht fahren, ich muss jetzt meine tollen Anziehsachen ausführen. Oder aber auch mein Bett:

Mein Bett ist, so glaube ich, von der Mafia.

Immer wenn ich packen soll und mich auf mein Bett setze, hab ich auf einmal zwei Stunden damit vertan, in meinem Bett zu liegen und zu schmollen, wie ungerecht doch alles ist. Wenn ich dann aufstehe, bricht es mir fast das Herz dieses arme Möbelstück zurücklassen zu müssen und ihm die nächsten Tage lieber dreckigen Waldboden vorzuziehen. Ich verlasse mit meinem Bett meine Heimat, mein Zuhause. Ihn meinem Bett hört mein Bauchweh auf und wenn ich müde bin, dann macht es dass ich mich besser fühle. Dazu kommen dann noch mein Kater, meine Familie, mein Sofa, meine Küche und sowieso: einfach alles will mich nicht gehen lassen. Warum also verlassen?!

Und Packen ist nun einfach mal überhaupt zum Verzweifeln. Warum sollte es mir Spaß machen so wenig wie möglich einzupacken? Klar, damit ich nicht soviel tragen muss und so. Natürlich komme ich nachher wieder und bin total stolz darauf, was ich alles erlebt habe, mit so wenig Gepäck. Natürlich kann ich Dinge wie mein Bett dann noch viel besser schätzen, aber warum habe ich all diese tollen Gefühle erst nach der Fahrt? Dann muss ich ja nicht mehr packen!

Und vor der nächsten Fahrt geht dann alles wieder los. Ich hasse packen!

Ich glaube, dass ich mein Vorfahrtentief sicher immer sehr intensiv lebe. Aber bin ich die einzige in dieser weiten Welt, die nicht gerne von ihren vertrautesten Dingen und Personen Abschied nimmt?

Wenn ich mich am Abreisetag dann übrigens mit den anderen treffe, ist meistens auf einmal alles schlagartig wieder ok.

Von:

Eli stammt aus dem VCP Gau Tronje. Sie wahrt einen gesunden Abstand zu allem was zu technisch und zu viel Nerdkram ist. Sie sorgt dafür, dass möglichst viele Fehler auf schwarzzeltvolk.de nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

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