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Meißner Nachlese – Wanderer zwischen den Welten

In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt haben.
Heute schildert Chrissi ihre Eindrücke vom Lager, das bei ihr in mehrfacher Hinsicht das Gefühl gab ein „Wanderer zwischen den Welten“ zu sein.

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Eigentlich bin ich nur wegen eines Konzertes auf das Meißner-Lager gefahren, ich sollte nämlich mit „Bündchen“ im Musischen Zentrum auftreten. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre ich wohl nicht hingefahren. Viel zu viel um die Ohren: Mann, Kind, und dann bin ich ja hauptberuflich Pfadfinderin und ohnehin ständig unterwegs, so dass die Familie ohnehin dauernd motzt. Die Problemchen eben, die man als „alter Sack“ mit ganz schön viel Leben daneben so hat.

Sechs Tage nur mal zum Spaß weg, das wäre normalerweise gar nicht in die Tüte gekommen. So aber: das Konzert, und ich fahre.

Im Rückblick: Gottseidank.

Im Meißnerlager trafen sich zum ersten Mal all meine bündischen Welten, und ich wanderte sowohl verwundert wie fröhlich durch meine eigene bündische Biografie.

Ich bin mit dem BdP Berlin-Brandenburg (meinen Arbeitgeber) hingefahren, aber das – zur völligen Verwunderung des ein oder anderen kleinen Kindes – als VCPerin in grau. Eigentlich hatte ich mir ja mal geschworen, Beruf und Ehrenamt nicht zu vermischen, aber diesmal ging das gründlich in die Hose. Denn wer hat, obwohl eigentlich im Urlaub, das Essen für den BdP BBB organisiert? Zelte organisiert? Einladungen geschrieben? Den BdP angemeldet usw.? Ja, klar, dann doch ich. Egal. War ja auch Selbstzweck, so wusste ich wenigstens, dass jemand Verlässliches sich um mein Futter und meinen Schlafplatz gekümmert hat.

Und dann ging alles durcheinander: Hier meine Berliner BdPer mit ihrem eigenen Liedgut und ihrer unbekümmerten Direktheit, dort das Musische Zentrum mit meiner „Trifelsfamilie“, wie immer berstend vor Kreativität und Herzlichkeit. Lauter Bekanntschaften vom Kirchentag. Ein guter Teil der VCP Stufenfachgruppenmitglieder. Andi und Peter, die ehemalige „Südland“-Redaktion, der totesten besten bündischen Zeitschrift, und damit eine Zeitreise 20 Jahre zurück in meine eigenen ersten Schritte in einer überbündischen Szene. Alte Weggefährten, ein Sippling, ein Sippenenkel, und ein Sippenurenkel. Ein kleines Häuflein junger Demnächst-Sippenführer aus meinem eigenen Trierer VCP-Gau. Alte Freunde und aktuelle Mitstreiter. Es mischte sich Berlin mit Trier, das gestern mit dem heute, Kirchentag mit Trifels, VCP mit BdP, und: „Lautlos wirbelt der Schnee“ um „Das Schiff im Nebel“.

Ein Traum. Und irgendwie trifft es sich, dass die Ausstellung „Wanderer zwischen den Welten“ einer der wenigen Programmpunkte war, für den ich zwischen all diesen Begegnungen, Versatzstücken, Gesprächen, Liedern und kleineren Jobs Zeit hatte.

Und nun, wieder zu Hause, drücke ich mich davor, meine Matschstiefel zu putzen, kuriere meine Erkältung aus, und versuche gar nicht erst, dieses Konglomerat an Eindrücken zu ordnen. Ich freue mich auf’s Eintauchen in meine Erinnerungen und bedauere jetzt schon, dass ich für den nächsten Meißner dann wohl schon zu alt sein werde. Aber manches darf ruhig einmalig bleiben.

Von:

Chrissi stammt aus dem VCP Gau Tronje und arbeitet hauptberuflich für den BdP Berlin-Brandenburg. Sie hat in ihrem Leben schon lauter komische Jobs gemacht, darunter neun Jahre Trekking-Fachverkäuferin in einem größeren Outdoor-Laden, von wo eine gewisse Ausrüstungsaffinität und -expertise stammt. Sie schreibt die Rubrik "Chrissis Ausrüstungstipps".

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